Am südöstlichen Rand von Broumov, an der Straße Richtung Křinice, befindet sich eine einzigartige hölzerne Wallfahrtskapelle zu Ehren der Heiligen Maria, die als älteste vollständig aus Holz errichtete Sakralbauwerk in der Tschechischen Republik und eine der ältesten ihrer Art in Mitteleuropa gilt. Dieses bemerkenswerte Denkmal steht mitten auf dem städtischen Friedhof, umgeben von einer steinernen Mauer, und sein Aussehen und seine Atmosphäre versetzen Besucher in längst vergangene Jahrhunderte.
Sagen zufolge wurde die erste Kapelle an dieser Stelle bereits im Jahr 1177 von einer heidnischen Adligen errichtet, die hier getauft wurde. Zur Erinnerung an ihre Bekehrung zum Christentum soll sie der Kapelle ein Perlenkrönchen geschenkt haben, das heute im Museum von Broumov aufbewahrt wird. Die erste schriftliche Erwähnung der Kapelle stammt aus dem Jahr 1383, als sie als „alte Pfarrkirche“ bezeichnet wurde. Im Juni 1421 wurde die Kapelle während der Hussitenbelagerung von Broumov durch Feuer schwer beschädigt. Ihre heutige Gestalt stammt vermutlich aus dem Jahr 1450, als sie nach der Zerstörung wieder aufgebaut wurde. Die Decke und Teile der Konstruktion könnten noch aus der vorhussitischen Zeit stammen, wenngleich aktuelle Forschungen diese Annahme in Frage stellen.
Die Kapelle der Heiligen Maria ist nicht nur wegen ihres Alters bemerkenswert, sondern auch wegen ihrer Bauweise. Die gesamte Konstruktion besteht aus massiven Eichenbalken, die ohne einen einzigen Nagel verbunden wurden. Die hölzerne Fachwerkstruktur ruht auf einem niedrigen steinernen Sockel und ist innen und außen mit Brettern verblendet. Das Innere gliedert sich in das Kirchenschiff, den Chor mit polygonalem Schluss und die Sakristei. Die Decke besteht aus Balken, die Bretter sind parallel zur Längsachse des Gebäudes verlegt. Im Inneren ist eine Schablonenmalerei aus der Zeit um 1450 erhalten, mit weißen pflanzlichen, tierischen und heraldischen Motiven auf einem rotbraunen Hintergrund. In gotischer Fraktur geschriebene Texte verleihen der Dekoration eine geheimnisvolle Wirkung, obwohl sie als Ganzes keine verständliche Bedeutung tragen. Die Dekoration erinnert an die Holzkapellen in Südpolen und an italienische Textilmuster oder gotische Möbel jener Zeit. Im Hauptbereich des Innenraums befindet sich ein barocker Altar aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit einer Nische, in der früher die spätgotische Madonna-Statue „Mater Amabilis Braunae“ stand, heute in der Klosterkirche St. Vojtěch. An ihrer Stelle befindet sich jetzt eine Kopie der Lourdes-Madonna. Außerdem gibt es zwei Seitenaltäre: der linke, ursprünglich der hl. Anna geweiht, ist heute dem hl. Josef gewidmet, der rechte dem hl. Johannes Nepomuk. Beide wurden im Rokoko umgestaltet. Ein besonders wertvolles Kunstwerk ist ein im Jahr 1609 im Auftrag von Abt Wolfgang Selender geschaffenes Bild, das die Jungfrau Maria mit den Schutzheiligen des böhmischen Landes, neun Engeln und unten der ältesten bekannten Darstellung der Stadt Broumov zeigt.
Um die Kapelle verläuft eine überdachte Holzgallerie, die früher von Holztafeln geschützt war. Im Jahr 1779 wurden diese Tafeln auf Befehl des preußischen Generals Anhalt entfernt, da die Kapelle militärisch genutzt werden sollte. Heute ist die Gallerie offen und beherbergt neun hölzerne Tafeln mit chronikalischen Einträgen, die Ereignisse von 1542 bis 1847 dokumentieren, darunter Brände, Pestepidemien, den Einfall preußischer Truppen und ungewöhnliche Naturerscheinungen wie Heuschreckenplagen. Einige dieser Tafeln befinden sich heute im Stadtmuseum. In die Gallerie wurden auch renaissance- und empirezeitliche Grabsteine aus aufgehobenen Gräbern integriert, weitere befinden sich auf dem benachbarten Friedhof. Die Kapelle ist von zahlreichen Legenden umgeben. Eine erzählt von einem schwedischen Offizier im Dreißigjährigen Krieg, der das Holzgebäude verspottete und mit seinem Säbel zerschneiden wollte, doch die Waffe zerbrach bei dem Aufprall auf den massiven Eichensturz. Eine andere Legende berichtet von dem sogenannten Henkerklotz, der angeblich vom Broumover Marktplatz hierher gebracht wurde – wer ihn berührt, soll dauerhaft Glück haben.
Öffnungszeiten
Juni – September / Montag – Sonntag / 09:00 – 17:00
Eintrittspreis: 60 CZK. Besucher, die ein Ticket für das Broumover Kloster erwerben und dieses an der Kasse der Kapelle vorlegen, erhalten ermäßigten Eintritt von 40 CZK pro Person. Besucher, die zuerst die Kapelle besichtigen, erhalten beim späteren Besuch des Klosters 20 % Rabatt.